Joghurt gilt als gesund und natürlich - umso mehr, wenn er pur daherkommt. Offenbar sehen das auch immer mehr Verbraucher so. Denn der Verkauf von Naturjoghurt steigt seit Jahren. So lag der Pro-Kopf-Verbrauch laut Milchindustrieverband 2011 bei rund vier Kilogramm pro Jahr, während die Statistik 2013 ein sattes Kilogramm mehr ausweist. Der Verbrauch von Fruchtjoghurt sinkt dagegen kontinuierlich.
Warum gerade Naturjoghurt häufiger gegessen wird, habe mit dem allgemeinen Trend zu Natürlichkeit und zu weniger Zucker zu tun, vermutet Eckhard Heuser, Geschäftsführer des Milchindustrieverbands. Ein weiterer Vorteil: Das Sauermilchprodukt lässt sich sehr vielseitig zubereiten: mit frischem Obst, Marmelade, Honig oder Nüssen, als Frucht-shake, Salatdressing oder Dip.
Trotzdem hätte sich Naturjoghurt wahrscheinlich nicht so positiv entwickelt, wenn er noch immer so schmecken würde wie in den 1970er- und 80er-Jahren. Joghurtesser werden sich erinnern: Damals nannte sich das Produkt "ohne Geschmack" und war meistens sehr sauer. Das hat sich gründlich geändert. Heute akzeptieren Verbraucher allenfalls einen leicht säuerlichen Geschmack. Vor allem aber soll Joghurt cremig sein.
Die größte Herausforderung besteht darin, das Wasser der Milch dauerhaft zu binden, sagt die Käserin Meike Jaschok. Der Stichfeste mache dabei überhaupt keine Probleme. "Beim cremigen Joghurt wird die entstandene Struktur jedoch durch das Rühren zerstört und es besteht die Gefahr, dass sich Wasser absetzt." Die Industrie setzt deshalb Magermilchpulver zu, das das Produkt fester und cremiger macht, allerdings auch zu höheren Gehalten an Eiweiß und Milchzucker führt - ohne dass der Zusatz deklariert werden müsste. "Das täuscht die Verbraucher", findet Jaschok. "Joghurt, der natürlicherweise einen Laktosegehalt von 2,8 bis 3,0 Prozent hat, enthält plötzlich wesentlich mehr. Das kann zu Problemen bei laktoseempfindlichen Menschen führen."
Von den 19 Produkten, die wir für den Test einkauften, haben wir tatsächlich nur auf dem Alnatura-Produkt einen Hinweis auf Magermilchpulver gefunden. Wie es um die Produkte insgesamt stand, zeigen die Laborergebnisse.
Das Testergebnis
Egal ob für 19 oder 28 Cent pro 100 Gramm - mit sieben Bio-Joghurts treffen Sie eine "sehr gute" Wahl. Die übrigen Produkte schneiden mit "gut" oder mit "befriedigend" ab.
Weil Gräser deutlich mehr Omega-3-Fettsäuren liefern als Futter auf Maisbasis, enthält Milch, die mit reichlich Gras oder Heu erzeugt wurde, ebenfalls reichlich von diesen Fettsäuren. Deutlich zu niedrige Werte stellten die Labore in allen konventionellen, aber auch in vier Bio-Joghurts fest, was dafür spricht, dass das Futter der milchgebenden Kühe nur wenig Gras, dafür aber viel Mais und Kraftfutter enthielt. Am schlechtesten schneiden Weihenstephan, Landliebe, Emmi sowie der Joghurt der Milchwerke Schwaben ab - sie enthalten nur 0,5 Gramm pro 100 Gramm Milch...